Symbolfiguren & Erklärungen

Ob Plankuchen, Plantracht oder die Fichtenburschen – während der Kirchweih finden einige traditionelle Gepflogenheiten statt.

Der Gochsheimer Plankuchen

Im Jahre 1649 feierte man das Ende des Dreißigjährigen Krieges und die Wiedererlangung der Reichsfreiheit in Gochsheim mit einem großen Friedensfest. Daraus wurde in Gochsheim die „Kärm”, das Kirchweihfest. Noch im 18. Jahrhundert sprach man nur vom „Friedensfest”. Im August 1649 war man wieder ein freies Reichsdorf geworden und zeigte stolz das kaiserliche Wappen mit dem doppelköpfigen Reichsadler. Dieses Wappenbild präsentierte man beim Friedensfest in mannigfaltiger Weise, so auch als Kuchen, den ein kreativer Bäcker zu diesem Ereignis gebacken hatte.
Über den Plantanz von 1649 berichtet der Chronist Joh. Ludwig: „Um 2 Uhr Nachmittag als sie den Plantanz aufgeführt, sind die Plangesellen und Musikanten ins Wirtshaus herausgegangen und zwar vorne die drei Ältesten, der mittlere hat einen Kuchen mit einem doppelten Adler getragen und der andere rechter Hand eine Kanne Wein.”

So ziehen heute noch die Planburschen zur Gochsheimer Kirchweih auf und hängen ihren Plankuchen zunächst einmal für alle sichtbar auf. Allerdings verrohte die ursprüngliche Form des Plankuchens im Laufe der Zeit bis zur Unkenntlichkeit des Vorbildes. Dieter Lauer stellte in einem Aufsatz zur Deutung der Gochsheimer Kirchweihbräuche (in „Frankenland”, Heft 2/1988) die Verwandlung des doppelköpfigen Reichsadlers in einen fünfgeteilten Plankuchen leicht nachvollziehbar dar.

Im Jubiläumsjahr 1999 erinnerte man sich bei der Herstellung des Plankuchens an das Vorbild, wie es uns der Chronist überliefert hat.

Walfried Hein

Die Gochsheimer Plantracht

Weißes Hemd mit schwarzem Binder, schwarze Hose, schwarze Schuhe und Strümpfe, schwarze Weste mit einem Kreuz aus Seide und den Anfangsbuchstaben des Burschen als Monogramm eingestickt – Pentagramm.
Darüber schwarzer Gehrock (Gesthindri - Frack - Stöß), weiße Handschuhe.
Feststehender Zylinder (kein Klappzylinder) mit vielen bunten Bändern - Liebesbänder - Rosmarinstengeln. Sie stehen für Fruchtbarkeit und Treue.

Die Mädchen trugen früher schwarze Seidenstrümpfe – teilweise auch Wollstrümpfe, schwarze Schuhe, mindestens 2 neue Kleider (von der Schneiderin „Nahtara” genäht).
Die Kleider sind auch heute der jeweiligen Mode angepasst. Kleines Sträußchen am Kleid und im Haar. Ein Mittelscheitel war fast Pflicht. Zu gewissen Zeiten – 1885 – trug man noch Halbschürzen aus Brokat oder Seide. Um den Hals und am Arm wird Schmuck getragen.
Die Gochsheimer Festtracht wurde nachweislich nur dreimal getragen: 1896-1904. 1956 wurde sie zuletzt vom Trachtenverein ausgeführt. Wahrscheinlich wurde die schöne Festtracht wegen Interesselosigkeit der Gochsheimer Jugend nicht mehr getragen.

©Gemeinde Gochsheim

Die Fichtenburschen …

... mit blauer Schürze und Schildkappen, ebenfalls mit Sträußchen geschmückt – ein Symbol der Brautschau –, eine manchmal wilde und gesellige Rass junger Burschen, die Wochen vorher von Wirtshaus zu Wirtshaus ziehen, um mit den Wirten den Preis für die Fichten auszuhandeln, die am Kärwesamsdi an den Wirtshauseingängen aufgestellt werden. Der Verdienst war meistens schon vor der Kirchweih ausgegeben (verbleut).

Wie sagen manche: Eine Kärm ohne Rausch is kee Kärm.

Die Lieder der Fichtenburschen waren nicht immer stubenrein. Aber es war immer verzeihlich – unner Kärm is die schönsta un ner eemal im Jahr (Unsere Kirchweih ist die schönste und nur einmal im Jahr).